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Stille Reserven und Rücklagen – so sichern Sie ihr Unternehmen ab

23. August 2022

Wie groß das Potenzial von stillen Reserven sein kann, zeigt der Schweizer Arbeitsmarkt: 2021 gab es etwa 253.000 Erwerbslose, die innerhalb von zwei Wochen eine neue Stelle antreten hätten können. Fast genauso groß ist die Gruppe von Erwerbslosen, die unter bestimmten Bedingungen bereit wären, eine Arbeit aufzunehmen – die sogenannte stille Reserve des Arbeitsmarktes. Dazu gehören zum Beispiel Hausfrauen und -männer, Studenten, Schüler oder Rentner und Personen, die sich vom Arbeitsmarkt etwa nach langer Arbeitslosigkeit zurückgezogen haben. Vorhandenes Potenzial, das derzeit nicht genutzt wird, gibt es auch in Unternehmen – und es verschafft Spielraum bei der Rechnungslegung.

Stille Reserven – einfach erklärt

Oft werden die Bilanzen von Unternehmen nach außen schlechter dargestellt, als sie tatsächlich sind – zum Beispiel gegenüber Aktionären oder der Steuerverwaltung. Die externe Rechnung richtet sich nach den Bewertungsvorschriften, die auf den Gläubigerschutz ausgerichtet sind. Sie zeigt weniger Vermögen und mehr Schulden. Die wahrheitsgetreuen Zahlen stehen in der internen Bilanz. Sie dient als Entscheidungsgrundlage und ist daher möglichst realitätsnahe. Das Eigenkapital fällt somit in der externen Bilanz niedriger aus. Die Differenz des Eigenkapitals aus der externen beziehungsweise internen Bilanz, wird stille Reserve, oder im Englischen auch „hidden reserves“ genannt. Still heißen die Reserven, da sie in der externen Rechnung nicht sichtbar sind.

Bildung von stillen Reserven

Zunächst führt die Bildung von stillen Reserven zu einem schlechteren Ergebnis der externen Erfolgsrechnung. Somit führt die Auflösung zu einem besseren Ergebnis in der Erfolgsrechnung. Der Bestand von stillen Reserven hat keine Auswirkungen auf die Rechnungen, da er lediglich eine Bestandsgröße darstellt. Die Bildung von stillen Reserven bedeutet auf den ersten Blick tiefere Gewinne, in dem Jahr, in dem sie gebildet werden. Da sie jedoch in der Zukunft wieder aufgelöst werden, verzeichnet das Unternehmen dann einen erhöhten Gewinn. Sprich bei weniger Gewinn sinkt die Steuerbelastung, bei mehr steigt sie wieder.

Häufig werden stille Reserven schleichend über einen gewissen Zeitraum hinweg gebildet. Dies geschieht, indem eine Maschine zum Beispiel über 10 Jahre abgeschrieben wird, obwohl ihre Nutzungsdauer über diesen Zeitrahmen hinausgeht. Außerdem bilden Unternehmen stille Reserven, indem sie Rückstellungen, die nicht mehr gerechtfertigt sind, nicht auflösen. Stille Reserven entstehen also durch die Unterbewertung von Aktiven oder der Überbewertung von Passiven, also Fremdkapital und Rückstellungen.

Arten von stillen Reserven

Stille Reserven können durch ihre Entstehungsart unterschieden werden: Ermessensreserven entstehen aus der Einhaltung der gesetzlichen Bewertungsregeln, die sich nachträglich als zu vorsichtig erwiesen haben. Bei Ermessensreserven können Unternehmen demnach an die Grenze von verschiedenen Wertansätzen gehen. Keinen Spielraum gibt es bei den Zwangsreserven. Sie müssen aus den gesetzlichen Bewertungsvorschriften resultieren. Die dritte Art der stillen Reserven entsteht, wenn die Bildung der stillen Reserven nicht mehr durch das Vorsichtsprinzip gerechtfertigt werden kann, jedoch durch Gesetz oder Gewohnheitsrecht zulässig ist – die Willkürreserven. Dazu gehören beispielsweise die stillen Reserven, die entstehen, wenn nicht mehr benötigte Rückstellungen nicht aufgelöst werden. Das Gegenteil der stillen Reserven sind die offenen Reserven, die wiederum in der externen Bilanz sichtbar sind. Zu den offenen Reserven zählen folgende Posten:

  • Freiwillige Gewinnreserven
  • Gesetzliche Gewinnreserven
  • Gesetzliche Kapitalreserven

Was sind Rückstellungen?

Rückstellungen werden in der Schweiz unter dem Fremdkapital aufgeführt. Sie beziehen sich auf einzelne Ereignisse. Unternehmen bilden Rückstellungen, um kommende Verbindlichkeiten abzudecken. Wie hoch genau diese verbindlichen Kosten sein werden, weiß ein Unternehmen meist nicht im Voraus. Deshalb stellt das Unternehmen einen Geldbetrag zurück, der diese ungewissen, aber wahrscheinlich anfallenden zukünftigen Zahlungen abdecken kann. Werden Rückstellungen zum Beispiel für Nach- oder Strafzahlungen erstellt, diese aber nicht in voller Höhe benötigt, können sich daraus stille Reserven ergeben.

Vorteile von Rückstellungen

Wenn unvorhergesehene Zahlungen fällig werden, verhindern Rückstellungen, dass man in Zahlungsschwierigkeiten kommt. Somit stellen Rückstellungen eine Art Voraussparen dar – indem ein Unternehmen Gelder zurückstellt, entstehen Reserven. In diesem Kontext haben wir bei Auditrium unser Dienstleistungsportfolio um CFO-Services erweitert, um Unternehmen bei ihrer stabilen Entwicklung zu unterstützen.

Gründe für die Bildung von Rückstellungen gibt es einige. Dazu gehören unter anderem:

  • ungewisse Verbindlichkeiten
  • Steuernachzahlungen
  • unterlassene Aufwendungen
  • schwebende Geschäfte
  • drohende Verluste
  • Garantieleistungen
  • Prozessrisiken von Gerichtsverfahren
  • Renovation von Anlagevermögensstellen

Beschränkung von Rückstellungen

Die Bildung von Rückstellungen kann durch mehrere Faktoren beschränkt werden: Verletzt ein Unternehmen das Maßgeblichkeitsprinzip (die Wertansätze der Handelsbilanz müssen in die Steuerbilanz übernommen werden) können die Steuerbehörden unangemessene Abschreibungen oder Rückstellungen nicht akzeptieren. Wann diese Verbindlichkeit eintreten wird und wie hoch die Summe ist, ist dem Unternehmen dabei nicht bekannt. Rückstellungen dürfen zudem nicht für zukünftige Aufwendungen oder Defizite aus künftigen Tätigkeiten gebildet werden. Dazu zählen zum Beispiel finanzielle Zusicherungen, welche erst bei der Erbringung der Leistung zu berücksichtigen sind oder Lohnfortzahlungen bei Krankheit, Mutter- und Vaterschaftsurlaub.

Rückstellungen buchen – Darauf ist zu achten!

Mit der Bildung der Rückstellung wird ein Aufwand in dem entsprechenden Geschäftsjahr erfasst. Die Auszahlung dieses Aufwandes wird erst in einem späteren Geschäftsjahr erfolgen. Das Unternehmen löst seine Rückstellung auf, sobald die Höhe der Verpflichtung bekannt ist. Sie werden ohne Umsatzsteuer angesetzt und werden daher netto gebucht. In der Bilanz werden Rückstellungen im Fremdkapital geführt – egal ob kurz- oder langfristig. Sie werden als Passivum ausgewiesen in der Bilanz. Die Bildung von Rückstellungen ist von vier Voraussetzungen abhängig. Der Ursprung der Verpflichtung liegt in einem Vorhaben vor dem Bilanzstichtag, der Mittelabschluss ist wahrscheinlich, die Höhe der Verpflichtung ist zuverlässig abschätzbar und die Wesentlichkeitsgrenze wird nicht vom Gesamtbetrag überschritten. Rückstellungen sind keine Schulden: Mit Rückstellungen werden Schulden und Verpflichtungen der Unternehmung lediglich ausgewiesen, welche am Bilanzstichtag bestanden haben. In ihrem Rechtsbestand oder in ihrer Höhe stehen die Verpflichtungen jedoch noch nicht genau fest. Ist es wahrscheinlicher, dass diese Verpflichtung, also der Abfluss von Ressourcen, eintritt, als dass er nicht eintritt, gilt die 50-Prozent-Regel. Wenn die Wahrscheinlichkeit des Abflusses von Ressourcen zum Beispiel 60 Prozent beträgt, muss eine Rückstellung in voller Höhe vorgenommen werden. Wenn die Wahrscheinlichkeit des Abflusses von Ressourcen unter 50 Prozent liegt, darf keine Rückstellung vorgenommen werden.

Arten von Rückstellungen

Zu den kurzfristigen Rückstellungen zählen diejenigen, die im kommenden Geschäftsjahr, sprich der folgenden Rechnungsperiode, gebraucht werden. Alle anderen Rückstellungen sind langfristig. Darüber hinaus unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten von Rückstellungen:

  • Garantierückstellung
  • Rückstellungen für steuerliche Verpflichtungen: steuerliche Belastungen können sich wegen Regel- bzw. Gesetzesänderungen stark variieren
  • Gewährleistungsrückstellung
  • Steuerrückstellungen
  • Urlaubsrückstellungen
  • Sonstige Rückstellungen: u.a. Umweltrückstellungen, Restrukturierungsrückstellungen

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